Er öffnet die Augen. Dunkelheit. Nichts als Dunkelheit. Neben ihm trifft ein kleiner Lichtkegel auf die Wand. Staubkörner schweben orientierungslos ganz sanft umher. Es ist kühl in dem Loch. Ein Hauch von Wind streift seine Wange.
Der Staub wirbelt auf, er schaut nach oben. Das Licht trifft seine Augen, geblendet. Eine Hand streckt sich seinem kalten, schwachen Körper entgegen. Dankend greift er nach ihr. Der kräftige Druck lässt seinen Körper erzittern. Wärme und neue Kraft zuckt durch seinen Körper, verteilt sich langsam über seine Hände zum Oberkörper, in die Beine. Er spürt die Energie des Lebens, sieht nach oben. Geblendet von der Schönheit, welche das Licht zum Vorschein bringt. Wie lange hatte er auf diese Hand gewartet, die nach ihm greift, die er dankend entgegen nimmt und die ihn nach oben hilft. Ein Blick zurück in die tiefe Dunkelheit. Ein Lächeln. Er streckt seine Arme aus - und dreht sich im Licht des Lebens.
Oft werde ich gefragt, wie ich das nur alles in meinem Leben so meistere. Oft wird mir gesagt, wie toll es sei, dass ich alles so schaffe. Doch wieso? Wieso sagt man mir dies? Ich will es nicht hören. Ich will nicht gesagt bekommen, wie sehr ich kämpfe. Ich weiß es selbst. Und ich weiß auch, dass es immer Rückschläge gibt. Körper und Seele sind nicht immer gut drauf. In der Tat häufen sich die Folgeerkrankungen und die daraus resultierenden Probleme, die immer öfter Krankenhausaufenthalte mit sich führen. Ja – wie mach ich das nur? Sind es denn überhaupt meine alleinige Willenskraft, meine Hoffnungen, meine Träume, die mich so „stark“ machen? Bin ich denn überhaupt alleine für diese „Stärke“ verantwortlich? Nein! Diese Antwort kann ich mit Sicherheit geben, da sich ganz viele Schnüre in meinem Kopf zu einem Tau gebündelt haben und mir schon längst klar ist, dass mein Leben ohne bestimmte Hände, die mir gereicht wurden, wesentlich anders verlaufen wäre.
Menschen hinterlassen Spuren. Spuren können vielfältig erscheinen: Sie können groß oder klein sein; sie können einen langen oder kurzen Weg aufzeigen. Doch es bleiben Spuren. Spuren, die sich darauf ausgewirkt haben, wie ich meinen Lebensweg entlang schreite. Kein Sturm kann sie verwehen; Keine Welle sie wegspülen. Die tiefen Spuren, die ganz besondere Menschen hinterlassen, vergehen nie. Sie führen mich immer wieder zurück zu diesem Menschen. Und das Schönste ist, wenn jemand Neues tiefe Spuren hinterlässt. Zuerst nur ein paar Abdrücke, und dann werden es mehr. Aus einem Trampelpfad wird ein stark genutzter Weg. Ein Weg, der zwei Menschen verbindet.
Halte deine Wege immer frei. Lass sie nicht zuwachsen. Vergiss sie nicht. Denn schnell wuchert solch ein Weg zu und es bleibt nicht einmal mehr ein Pfad übrig. Und verweigere dich niemals, wenn jemand Neues Spuren hinterlassen möchte. Es könnte ein wunderbarer Weg werden.
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